Die Felsentaube (Columba livia) ist eine Vogelart aus der Familie der Tauben (Columbidae) und gilt als der wilde Vorfahre der weit verbreiteten Stadttaube. Sie stammt ursprünglich aus den Felsregionen Europas, Nordafrikas und Asiens und hat sich im Laufe der Zeit durch menschliche Domestizierung und Anpassung an urbane Lebensräume weltweit verbreitet.
Die Felsentaube weist das charakteristische Taubenprofil auf: einen kompakten Körper, kurzen Hals und einen kurzen, schlanken Schnabel. Ihr Gefieder ist überwiegend blaugrau mit einem schillernd metallischen Glanz auf dem Hals, der in grünlich-violetten Tönen leuchtet. Auffällig sind auch die schwarzen Streifen auf den Flügeln und der weiße Bürzel. Ihre Augen sind orange bis rötlich, und die Beine rosafarben.
Felsentauben bewohnen bevorzugt felsige Küsten, Klippen und Hochplateaus, wo sie in Kolonien nisten. Sie haben sich jedoch ausgezeichnet an das Leben in Städten angepasst, wo hohe Gebäude und Statuen ihre natürlichen Klippen imitieren. Ihre Anpassungsfähigkeit wird durch ihre Ernährungsgewohnheiten ergänzt, denn sie sind Allesfresser und ernähren sich von Samen, Körnern und Abfällen.
Das Sozialverhalten der Felsentaube ist sehr ausgeprägt. Sie leben in Schwärmen und kommunizieren durch eine Vielzahl von Lauten, vom sanften Gurren bis zu schärferen Rufen. Ihr Paarungsritual beinhaltet charakteristische Balzgesten: Männchen präsentieren sich mit aufgeblähtem Kropf, ausgebreiteten Schwingen und einer beeindruckenden Verbeugung, um Weibchen zu beeindrucken.
Die Fortpflanzung der Felsentaube ist bemerkenswert unkompliziert und kann mehrmals im Jahr stattfinden. Das Weibchen legt in der Regel zwei weiße Eier, die etwa 17 bis 19 Tage bebrütet werden. Beide Elternteile beteiligen sich an der Brutpflege und füttern die Nestlinge mit der sogenannten Kropfmilch, einer nahrhaften, von den Eltern produzierten Substanz.
Obwohl die wilde Felsentaube in ihrer natürlichen Umgebung heute weniger verbreitet ist, hat die Stadttaube als ihre domestizierte Form weltweit Fuß gefasst. Während Tauben oft als lästig angesehen werden, sind sie auch ein faszinierendes Beispiel für Anpassungsfähigkeit und die enge Beziehung zwischen Mensch und Tier.
Durch ihre Rolle als Vorfahre der Haustaube spielen Felsentauben eine entscheidende Rolle in der Wissenschaft zur Erforschung der Genetik und Domestizierung. Die Studie dieser Vögel kann wertvolle Einblicke in das Verhalten und die Entwicklung von Tierarten bieten, die eng mit menschlicher Zivilisation verbunden sind.